ESG-Ratings (Environmental, Social, Governance) bewerten die ökologische Nachhaltigkeit, gesellschaftliche Verantwortung sowie Führung von Unternehmen. Sie dienen Investoren als Entscheidungshilfe, um Nachhaltigkeit bei ihren Anlagen zu berücksichtigen. Zahlreiche Agenturen bieten inzwischen solche Ratings an, mit dem Ziel, nachhaltigkeitsbezogene Anlagerisiken zu minimieren und langfristig Wert zu schaffen. In der aktuellen Monatsfrage wollte die DVFA daher von den Investment Professionals wissen, wie sie ESG-Ratings nutzen und bewerten.

„Unsere Investment Professionals bestätigen, dass viele Kunden die Verwendung von ESG-Ratings als Bestandteil des Investmentprozesses nachfragen bzw. zum Teil sogar voraussetzen. Gleichzeitig zeigt sich, dass über ein Drittel (38 %) der Umfrageteilnehmer ESG-Ratings derzeit nicht oder nur selten verwenden“, sagt Michael Schmidt, DVFA-Vorstand und Co-Leiter der DVFA-Kommission Governance & Sustainability.

Gefragt nach den drei Hauptgründen, die für die Nutzung von ESG-Ratings in ihrer Organisation sprechen, entschieden sich die meisten Investment Professionals für „Unterstützen nachhaltiger Investitionsentscheidungen“, „Erfüllung von Kundenanforderungen“ und „Risikomanagement“, über 61 % entfielen auf diese Gründe.

Die Frage nach dem Nutzungsverhalten deckt auf, dass viele der antwortenden DVFA-Mitglieder ESG-Ratings noch skeptisch bis abwartend begegnen, denn nur 15 % nutzen diese intensiv, während 38 % ESG-Ratings überhaupt nicht oder nur selten einsetzen.

Welche der folgenden Aussagen trifft Ihr Nutzungsverhalten in Bezug auf ESG-Ratings am besten?

Quelle: DVFA e. V.

Falls und soweit ESG-Ratings in ihrer Investmentstrategie eine Rolle spielen, konnten die Investment Professionals der DVFA bis zu drei Verwendungszwecke nennen. Dabei ergab sich das folgende Ranking:

Als Ausschluss-Kriterium (Exclusionary Screening)47 %
ESG-Integration32 %
Als Best-in-Class-Ansatz29 %
Positives Screening19 %
Für themenbezogene Investitionen14 %
Impact Investing10 %
Normbasiertes Screening (Norms-based screening)  7 %
Engagement und Stimmrechtsausübung (Active Ownership)  7 %
Ich setze ESG-Ratings selten bis gar nicht ein31 %
Quelle: DVFA e. V.

Ähnlich wie in der Frage davor zeigt sich auch hier, dass höchstens zwei von drei der Investment Professionals ESG-Ratings regelmäßig verwenden, und zwar vorrangig als Ausschlusskriterium für ihre Entscheidungen.

Für die Bewertung der Nachhaltigkeitsaktivitäten von Unternehmen konnten die Teilnehmer verschiedene Bereiche in fünf Kategorien von „sehr wichtig“ bis „unwichtig“ anordnen. Für die „sehr wichtigen“ Bereiche entstand diese Rangordnung:

Bereich sehr wichtig
CO2-Reduktion 49 %
Umweltverschmutzung 36 %
Governance 35 %
Wasser 25 %
Biodiversität/Ökosysteme 24 %
Ressourcen/Kreislaufwirtschaft 18 %
Wertschöpfungskette 11 %
Eigene Belegschaft 10 %
Betroffene Gemeinschaften   7 %
Verbraucher/Endnutzer   7 %
Quelle: DVFA e. V.

Die Akzeptanz von ESG-Ratings hängt, wie auch die abschließende Frage beweist, stark davon ab, wie transparent, objektiv und neutral sie in Methodik und Ergebnissen sind.

Denn lediglich jeder zwanzigste Investment Professional hat zu diesem Thema keine Kritik:

Die Vergleichbarkeit zwischen den Anbietern ist mangelhaft. 48 %
Die Aussagekraft der Ratings ist oft fraglich.46 %
Die Nachvollziehbarkeit der Informationen ist unzureichend.42 %
Die Methodik ist nicht transparent oder konsistent.35 %
Die Gewichtung der Kriterien erscheint willkürlich.29 %
Die Aktualität der Daten lässt zu wünschen übrig.25 %
Die Ratings berücksichtigen nicht alle relevanten Nachhaltigkeitsaspekte.17 %
Die Daten sind nicht ausreichend für fundierte Entscheidungen.15 %
Ich habe keine Kritik.  5 %
Die Quellenangaben sind unklar oder fehlen.  4 %
Quelle: DVFA e. V.

“Die DVFA Investment Professionals sehen offensichtlich noch Verbesserungsbedarf bei ESG-Ratings, um sie für ihre Entscheidungen gut nutzen zu können. Vor allem hinsichtlich Vergleichbarkeit, Aussagekraft und Nachvollziehbarkeit ist noch viel Luft nach oben“, fasst Michael Schmidt die Ergebnisse der Umfrage zusammen.

„Da die ESG-Ratings von der Qualität der Daten abhängen, die von den Unternehmen bereitgestellt werden, erstaunt uns dieses Ergebnis nicht“, so Ariane Hofstetter, Vorständin der Cometis AG in Wiesbaden und Initiatorin des Global ESG Monitors. „Unsere Daten aus 2024, dem Jahr vor Abgabe der ersten ESRS-konformen Nachhaltigkeitsberichte zeigen, dass die Qualität der Nachhaltigkeitsinformationen noch sehr disparat ist.“ Die Cometis AG ist spezialisiert auf die Analyse von ESG-Daten. Als Kooperationspartner der DVFA hat Cometis die Konzeption der Befragung unterstützt.

Presse

ESG-Ratings: noch Verbesserungsbedarf hinsichtlich Vergleichbarkeit, Aussagekraft und Nachvollziehbarkeit. bondguide.de, 13. September 2024

DVFA-Monatsfrage September: Wie werden ESG-Ratings genutzt und bewertet? frankfurt-main-finance.com, 11. September 2024

Investment Professionals zu ESG-Ratings: Wichtig, aber noch viel Luft nach oben. dfpa.info, 11. September 2024

Umfrage: ESG-Ratings sind wichtig, aber noch viel Luft nach oben. intelligent-investors.de, 11. September 2024

DVFA Investment Professionals sehen bei ESG-Ratings Luft nach oben. institutional-money.com, 10. September 2024

Finanzprofis sehen Verbesserungsbedarf bei ESG-Ratings. portfolio-institutionell.de, 10. September 2024