Der Finanzsektor spielt aufgrund seiner Allokations- und Multiplikatorfunktion eine Schlüsselrolle bei der Gestaltung einer gesamtgesellschaftlich geforderten sozial-ökologischen Transformation.

Fußend auf dem Pariser Klimaschutzabkommen und den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen wurden dazu seit 2015 diverse Initiativen gestartet, um Nachhaltigkeitsziele zu implementieren. Wie wirksam sind die Instrumente insgesamt? Wie können Investoren realen „Impact“, also die tatsächliche Erreichung von Nachhaltigkeitszielen, mit Investments erzeugen und darüber transparent berichten?

Der DVFA-Fachausschuss Impact hat einen Leitfaden veröffentlicht, der eine Bewertung bestehender Definitionen von Impact Investing und dessen Wirkungskanälen liefern und eine praxisnahe Anleitung zur Wirkungsmessung für Investments im liquiden wie illiquiden Bereich entwickeln soll.

Begriffsbestimmungen und Grundzüge

Michael Franz Schmidt, Vorstand und Co-Leiter der übergeordneten DVFA-Kommission Governance & Sustainability: „Jeder spricht über Impact Investing. Aber die Marktteilnehmer haben ein sehr unterschiedliches Verständnis davon, wenn sie den Begriff „Impact“ verwenden. Die DVFA will deshalb mit dem Leitfaden Orientierung geben, wie Anleger realen Impact generieren und darüber transparent berichten können.“

Impact aus Sicht der DVFA ist eine Wirkung, im Kontext des Kapitalmarkts, die eine (positive) Veränderung eines Nachhaltigkeits- bzw. ESG-Parameters in Unternehmen, Organisationen oder Projekten durch konkrete Aktivitäten bewirkt. Impact-Investing sind daher wirkungsorientierte Anlagen und Investitionen, die die Intention haben eine positive, nachweisbare Nachhaltigkeitswirkung neben einem finanziellen Ertrag zu erzielen.  

Aus Sicht der DVFA gibt es drei notwendige Bedingungen:
Intentionale Wirkung: Die Aktivitäten des Investors müssen bewusst darauf ausgerichtet sein, eine positive Wirkung zu erzielen.
Nachweisbare Wirkung: Es sollte wissenschaftlich belegt sein, dass die Aktivitäten des Investors eine positive Wirkung entfalten können (theoretische Kausalitätsfundierung).
(Netto-) positive Wirkung: Die Aktivitäten des Investors sollten möglichst keine erheblich negative Wirkung und eine gesamtheitlich deutlich positive Wirkung bewirken. 

Impact lässt sich im Praxiskontext am besten entlang der akademisch belegten Wirkungskanäle identifizieren. Diese sind vor allem die Kapitalallokation, Engagement und weitere Wirkungskanäle, wie etwa das Signalling. Die Transformation von Unternehmen über diese Wirkungskanäle sollte im Zentrum des Impact Investing stehen. Die Legaldefinition nachhaltiger Investments (gem. Artikel 2 (17) SFDR) bzw. deren aufsichtsrechtliche Auslegung sollte entsprechend nicht nur auf bereits sehr nachhaltige Unternehmen beschränkt werden, sondern ausreichend Raum für transformative Aspekte bieten.

Investor- und Company-Impact

Dr. Gunnar Friede, Leiter Fachausschuss Impact, erläutert: „Eine Unterscheidung zwischen Company-Impact und Investor-Impact ist wichtig.“ Der Investor, als Teil-Eigentümer oder Fremdkapitalgeber, hat mit seinen Stewardship-Aktivitäten maßgeblichen Einfluss auf die Ausrichtung eines Unternehmens. Diese Sichtweise des Impact sollte in den nächsten Jahren auch in der regulatorischen Bewertung von Impact eine höhere Bedeutung finden. Die DVFA stimuliert daher die Debatte, um weitere Diskussionen und Research zu ermöglichen, wie Investor-Impact in Zukunft belastbarer ermittelt, abgegrenzt und dargestellt werden kann. Company Impact beschreibt die Wirkungen, die ein Unternehmen auf Umwelt und Gesellschaft hat, etwa wenn es anderen Unternehmen oder seinen Kunden ermöglicht, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern oder wenn seine Produkte und Dienstleistungen dazu beitragen, soziale Herausforderungen zu bewältigen. Hingegen beschreibt Investor-Impact die nachhaltige Veränderung eines Unternehmens und seines Geschäftsmodells, sofern sie durch die Aktivität eines Anlegers hervorgerufen worden ist.“

Gemeinschaftliches Engagement

Auch das gemeinschaftliche Engagement der im Finanzsektor tätigen Player könnte ein Ansatzpunkt sein, um Nachhaltigkeit entscheidend voran zu bringen. Kollaboratives Engagement nimmt in Deutschland einen vergleichsweisen geringen Stellenwert ein. Von Investoren wird zumeist die rechtliche Unsicherheit eines kollaborativen Engagements als zu hoch angesehen. Diese Unsicherheiten gilt es regulatorisch zu adressieren und das gemeinschaftliche Engagement zu fördern, um die Einflussmöglichkeiten von Investoren auf Unternehmen zu stärken.

Abschließend stellt der DVFA-Fachausschuss fest, dass die derzeitigen Sichtweisen zu Impact-Erzielung vielschichtig sind und es daher auf absehbare Zeit einer Standardisierung bedarf, um „Impact-Washing“ zu vermeiden und gesellschaftliche wie ökologische Ziele durch eine zweckdienliche Regulatorik zu flankieren.

Zum Leitfaden

Presse:

Die drei ??? und Impact Investing. 16. Oktober 2023, boersen-zeitung.de (kostenpflichtiger Content)

„Impact Investing ist auch in liquiden Märkten möglich“. Im Gespräch: Michael Schmidt und Gunnar Friede, DVFA. 17. Oktober 2023, boersen-zeitung.de (kostenpflichtiger Content)

DVFA veröffentlicht Leitfaden für Impact Investments. private-banking-magazin.de, 18. Oktober 2023